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Esra 10: Schadensbegrenzung

Das Volk Israel hatte sich über Eheschließungen mit dem heidnischen Umfeld eins gemacht und stand in der Gefahr, seine ihm von Gott gegebene Einzigartigkeit als Volk Gottes und seinen Missionsauftrag zu verlieren (Esra 10).

Um das zu verhindern, waren nun einschneidende Maßnahmen erforderlich. Wo durch diese Verwandtschaftsverhältnisse der Verlust der göttlichen Bestimmung drohte, musste die schmerzhafte Trennung von Ehen und Familien vollzogen werden.

Eine solche Form der Schadensbegrenzung erforderte aufgrund des Umfangs viel Zeit (Esra 10, 13) und ein sorgfältiges Beurteilungsvermögen (Esra 10, 16). Aber bei allen Bemühungen, es gut zu machen, bleiben diese seelsorgerlichen Konsequenzen immer ein sehr schmerzhaftes Geschehen (Esra 10, 9).

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Micha 7: Nur vorläufig gescheitert

Im abschließenden Kapitel des Buches Micha werden der von Gott bestraften Gemeinde durch den Propheten Worte in den Mund gelegt, die das ganze Hoffnungspotential des christlichen Glaubens wiedergeben (Micha 7, 8-10).

Einerseits wird die Niederlage genauso eingestanden wie die Berechtigung von Gottes Zorn und Erziehungshandeln in unserem Leben.

Aber darüber hinaus wird angekündigt, dass Menschen mit Gott wieder aufstehen können und sich zuletzt von Gott mit Sieg beschenkt sehen werden.

Die Begründung für diesen Optimismus liegt in dem großartigen Charakter Gottes, der barmherzig ist und vollständige Vergebung gewährt (Micha 7, 18-19).

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Offenbarung 1: Gemeinde braucht Vision

„Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.“ Offb. 1,17.18

Die Offenbarung des Johannes, seine 4. Schrift im NT, eigentlich „Die Offenbarung Jesu Christi„, bedeutet wörtlich: „Entschleierung“ – der Vorhang wird weggezogen und der Einblick in den Himmel und in die Zukunft gegeben. Es ist das einzige prophetische Buch des NT – im Unterschied zu 17 im AT. Johannes schrieb, verbannt auf die Insel Patmos, einer kleinen Insel in der Ägäis nahe der Küste Kleinasiens, wahrscheinlich um 94/95, zur Zeit der 2. Verfolgungswelle unter Kaiser Domitian. Er ermuntert die Gemeinden an der Küste, die er als Apostel in Ephesus jahrelang gut kannte, vor allem zur Standhaftigkeit im Leiden. Die Gemeinden waren von Heiden, römischen Behörden, Juden und Irrlehrern bedrängt – und getrennt von Johannes! Es wurde also immer schlimmer! Johannes Botschaft: Das Reich Gottes siegt über alle zeitliche Bedrängnis! Diese Botschaft gilt der ganzen Gemeinde Jesu durch alle Zeiten hindurch!

Im 1. Kapitel sieht Johannes dazu die überragende Gestalt Christi (V. 12) als den zukünftigen Herrn und Richter, der mitten unter seiner Gemeinde verborgen lebt. In schweren Zeit braucht die Gemeinde Jesu prophetische Vision, gegründet auf und aus dem Wort Gottes – den Blick auf den herrlichen Christus! Durch alle Bilder dieses Buches hindurch erreicht uns ein starker Ruf der Ermutigung – und Ermahnung!

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Esra 9: Schadenserfassung

Esra ist kaum angekommen, als er erschüttert feststellen muss, dass der Schaden in Jerusalem viel größer ist als von ihm angenommen wurde (Esra 9, 1-2).

Das Volk Gottes hatte sich assimiliert und war auf dem Weg, sich unumkehrbar mit den heidnischen Völkern zu vermischen und seine eigene Identität zu verlieren.

Diese Entwicklung ging nicht etwa von der Basis aus, sondern die Leiter der Volksgemeinschaft waren die Prototypen dieser Entfremdung von dem eigentlichen Wesen des Volkes Gottes.

Bemerkenswert ist die Reaktion von Esra: Sie besteht nicht in einem besserwisserischen Wutausbruch, sondern im Erschrecken vor den zu erwartenden Folgen dieser Sünde und im flehentlichen Gebet zu Gott.

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Micha 6: Wir wissen, was gut ist!

Es gibt bestimmt ethische Fragestellungen, die sehr komplex sind und deren Beantwortung nicht einfach ist. Aber bei aller Wertschätzung für eine hoch differenzierte Betrachtungsweise von Ethik und Moral, entsteht in unserer Gesellschaft oft der Eindruck, dass die Unterscheidung von Gut und Böse eine Geheimlehre darstellt, die nur für Spezialisten zugänglich ist oder vollkommen unterschiedlich ausfallen kann.

Gott stellt sich gegen eine Problematisierung der Frage, was gut ist und was Gott von uns erwartet. Denn er hat ein Grundwissen in uns Menschen hinein gelegt, das von einer großen Eindeutigkeit ist und jedem Menschen zur Orientierung dienen kann (Micha 6, 8). Damit können wir anfangen und werden feststellen, dass Gott uns dann auch Schritt für Schritt weiterführt.

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Judasbrief: Hilfe für Zweifelnde

„… dem einen Gott, dem Retter durch Jesus Christus, unserem Herrn, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“ Jud. 25

Der Judasbrief stammt von dem leiblichen Bruder Jesu (Mt. 13,55). Er war also auch ein Bruder des Jakobus, dem späteren Gemeindeleiter in Jerusalem (V. 1). Er diente der Gemeinde in Jerusalem wahrscheinlich als Reiseprediger oder Missionar. Da er bei den Lesern eine große Kenntnis des AT voraussetzte, schrieb er wahrscheinlich an Gemeinden mit überwiegend jüdischem Anteil – ca. um das Jahr 66 – 68, da die Zerstörung Jerusalems (70) noch nicht erwähnt ist und da Petrus den Brief wohl kannte (große Ähnlichkeiten). Er erwähnt zwei jüdisch apokryphe Schriften, die „Himmelfahrt Mose“ (V. 9) und das „Henochbuch“ (V. 14), die im Judentum bekannt waren.

Judas beschreibt das Gericht Gottes über die Irrlehrer anhand der Gerichte über Gottlose aus dem AT (Sodom, Bileam, Korah…). Bezeichnender Weise richten die Irrlehrer Spaltungen an (V. 19)! Im Gegensatz dazu spricht er die Gläubigen an: „Ihr aber, meine Lieben…“ (V. 17 und 20). Sie sollen

  • sich der Zweifelnden annehmen
  • und der offen in Sünde Gefallenen
  • und sich gleichzeitig selber bewahren, als solche,
  • die von Gott bewahrt werden.

Wichtige seelsorgerliche Hinweise -auch für uns!

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Esra 8: „Öffentliche Hand“ oder „Gottes Hand“

Unsere Gesellschaft funktioniert nach dem Subsidiaritätsprinzip. Das bedeutet, die öffentliche Hand greift erst dann ein, wenn der Einzelne oder eine gesellschaftliche Gruppe in ihrer Selbstbestimmung den sie betreffenden Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist.

Esra hatte gegenüber der „öffentlichen Hand“ in seiner Zeit bezeugt, dass er nach seinen bisherigen Erfahrungen (Esra 8, 18) auch mit seinem aktuellen Projekt unter dem Schutz der „Hand Gottes“ steht (Esra 8, 22).

Aus diesem Grunde schämte er sich nun, von der Politik den militärischen Geleitschutz für die Reise nach Jerusalem zu erbitten, sondern Esra demütigt sich vor Gott und bittet ausschließlich ihn um seine Hilfe (Esra 8, 21) und wird erhört (Esra 8, 31).

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3Johannesbrief: Dienende Leiterschaft

„Ich habe keine größere Freude als die, dass ich höre, wie meine Kinder in der Wahrheit leben.“ 3Joh. 4

Der 3. Brief gibt einen weiteren Einblick in die Gemeinden des 1. Jahrhunderts: Reisende Prediger sollten aufgenommen, finanziert (V. 7) und weiter empfohlen (V. 6) werden, wenn sie apostolische Lehre weitergaben – im Unterschied zu reisenden Irrlehrern, die nicht aufgenommen werden sollten (siehe 1. Johannesbrief). Die Unterscheidung zwischen beiden war nicht immer einfach. Deshalb waren Empfehlungsschreiben wichtig.

Und es gab das Problem herrschsüchtiger Gemeindeleiter (V. 9). Dienende Leiterschaft ist eine hohe Kunst. Echte Diener, dienende Leiter – wie Jesus einer war – und nicht „dienende“ Herrscher, wie es sie in der Kirchengeschichte immer wieder gegeben hat, sind in der Gemeinde sehr nötig!

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Esra 7: Ein wirklich brauchbarer Theologe

Der Statthalter Serubabel bekommt Unterstützung in Gestalt des Theologen Esra (Esra 7). Dieser Esra stand nicht nur unter dem Schutz des persischen Herrschers, sondern seine besondere Wirksamkeit wird immer wieder darauf zurückgeführt, dass „die Hand des Herrn, seines Gottes über ihm war“ (Esra 7, 6.9.28).

Gleichzeitig finden wir in der Person Esras konkret beschrieben, was einen theologischen Lehrer und Leiter in positiver Weise ausmachen sollte: „Denn Esra richtete sein Herz darauf,

  • das Gesetz des Herrn zu erforschen
  • und danach zu tun
  • und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.“ (Esra 7, 10)
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Micha 4: Die langfristige Perspektive

Um Orientierung zu behalten in den Wechselfällen und Überraschungen des Lebens, benötigen wir einen Zielpunkt, der außerhalb der aktuellen Tagesereignisse liegt und auf den wir ausgerichtet sind.

Diesen Zielpunkt zeigt der Prophet Micha in seinem 4. Kapitel auf. Das strafende Gericht Gottes ist unausweichlicher Bestandteil des bevorstehenden Geschichtsverlaufs (Micha 4, 14). Aber durch diese vorübergehenden Vorgänge wird nicht Gottes eigentliches und endgültiges Ziel in Frage gestellt: das ewige Friedensreich.