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Den Text mit Gott durchsprechen

Man kann seine Bibel sehr persönlich intensiv lesen, indem man den Text durchbetet. Jeden Satz des Textes mache ich zur Anrede und Gesprächsgrundlage mit Gott über mein Leben. Der Text wird zu einer Spiegelfläche meiner Seele. Das führt mich in ein erstaunlich starkes Gespräch mit Gott und ich lese/höre seine Antworten im Text…

Autor: Volker Heckl

Theologischer Referent und Pastor der EG, Jahrgang 1951, verheiratet mit Bertine, Vater von vier erwachsenen Kindern, liebt Geschichte und Heilsgeschichte, Geschichten und Kindergeschichten

2 Kommentare

  1. Guten Tag,
    ich bin lange auf der Suche. Habe nie eine Einführung erhalten.
    Können Sie mir bitte genau mitteilen, wie man die Bibel lesend betet?
    Wie gehe ich da vor. Können Sie es mir anhand einem Beispiel mitteilen?
    Wie hören Sie seine Antworten……

    Für Ihre Rückantwort danke ich.

    Freundliche Grüße
    Sylvia

    Antworten
    • Volker Heckl

      04/10/2016 @ 12:31

      Liebe Sylvia,

      ja, das ist eine – so meine ich – sehr spannende Sache. Bibellesen und Gebet und Meditation gehen ineinander, oder anders ausgedrückt, ich mache die Aussagen des Bibelverses zum Gespräch mit Gott und auch mit meiner Seele. Und ich höre auf das, was er mir durch den geschriebenen Bibeltext sagt und durch Gottes Geist mir in meine sehr persönliche Lebenssituation hinein konkretisiert. „Ich“ – mein Verstand, „Gott/Jesus“ – im Text und „meine Seele“ – in mir, reden miteinander. In der Bibel werden diese „Selbstgespräche“ in Verbindung mit dem Gespräch zu Gott öfters dargestellt.

      Z.B. Ps. 42, 6: „Was betrübst Du Dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Warte auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“
      Vers 7: „Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir …“.

      Der Psalmist redet seine eigene Seele an und versucht sie zu trösten, zu korrigieren, indem er sie auf Gott hinweist. Gleichzeitig spricht er Gott an (V.7). Dieses Dreiergespräch: „Ich“, meine „Seele“ (alles, was ich gespeichert habe, meine Gefühle, meine Ängste, meine Freude) und „Gott“ in seinem Wort machen meine Bibellese zu einer wunderbaren Zeit.

      Um auf die eigene Seele einzugehen, um den Text genau zu lesen, um ein Gespräch zu beginnen, braucht es Zeit. Das geht nicht unter Zeitdruck. Das ist der Grund, weshalb ich das oft zu wenig praktiziere. Aber meine Seele sehnt sich nach diesem Gespräch – besonders, wenn sie „unruhig in mir“ ist. Auch Gott sehnt sich nach diesem Gespräch mit mir – er hat mir etwas zu sagen. Er will die Beziehung zu mir vertiefen. Das ist sogar dann hilfreich, wenn mein Verstand nicht alles im Text versteht.

      Beispiel Psalm 23 (solch ein Beispiel ist jetzt ein Beispiel für mein Leben – für Ihr Leben, für Ihre Situation und Ihre Seele würde das vielleicht wieder anders klingen. Wichtig ist, dass ich alles sage, auch Dinge, die Gott belasten [keine Angst, er fällt nicht um, er ist allmächtig!], und dass ich am Text bleibe und in meinen Gedanken nicht gänzlich „abschwimme“).

      Der Herr ist mein Hirte, mir mangelt nichts.
      Herr, Du bist mein Hirte, Du passt auf mich auf. Ich gehöre zu Dir – wie gut, gerade jetzt in meiner Situation. Du weißt, was mir fehlt. Mir mangelt so viel. Wie soll ich damit umgehen? Ich kann das nicht, ich verstehe das nicht… Und doch sagst Du es so – zu mir. Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde (Ps. 73, 25). Ist es das? Wenn Du meinen größten Mangel stillst, die Beziehung zu Dir, dann kann ich, soll ich mit Mangelerscheinungen in meinem Leben umgehen? Hilf mir dabei! Jesus, Du bist der gute Hirte. Deine Liebe ist größer als alles, was mir fehlt! Ich will meinen Mangel nicht mehr verdrängen. Ich will ihn vor Dir benennen. Danke, dass Du mich verstehst. Danke, dass Du mich liebst.

      Er weidet mich auf grüner Aue und führt mich zum frischen Wasser.
      Ja, das ist es, was ich brauche. Nahrung für meine Seele, Soulfood, wie die singenden Sklaven in den Südstaatenbaumwollfeldern. Du kümmerst Dich um mich – auch wenn ich das manchmal nicht spüre, nicht sehe, nicht fühle. Ich will das glauben – frisches Wasser. Meine Seele ist so ausgetrocknet. Danke, dass ich so mit Dir reden kann und Du mich wirklich hörst. Es tut mir leid, dass ich das so wenig suche, obwohl ich es so sehr brauche. Danke, dass Du mich rufst und ziehst und mir Deine Hilfe so stark zusprichst…

      Also, Sie sehen, Sylvia, es gibt viel zu besprechen. Gott hat viel zu sagen, Ihre Seele hat viel zu sagen – lassen Sie es raus.
      Dazu wollen unsere kurzen Erklärungen auf http://www.bibel-lesen.de einen Anstoß geben. Dazu gibt es das auch als Heft mit Kästchen zum Ankreuzen gelesener Texte. Eine Hilfe dranzubleiben. Das können wir Ihnen gerne auch per Post schicken.
      Lieben Gruß, Volker Heckl

      Antworten

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