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Jeremia 29: Gegen die Naherwartung

Gott wendet sich mit einem Brief aus der Feder des Propheten Jeremia an die Menschen, die in die babylonische Gefangenschaft weggeführt worden sind (Jeremia 29). Darin teilt er ihnen mit, dass sie nicht mit einer frühen Befreiung rechnen können, sondern sich auf eine längere Wartezeit einstellen müssen. Diese Zeit sollen sie nutzen, um ihr Leben in der Fremde zu entfalten und sich dort zum Wohl für andere Menschen einzusetzen.

Damit wendet sich Gott zwar gegen die Wünsche der Menschen, aber versichert ihnen gleichzeitig, dass er eine gute Absicht mit ihnen verfolgt (Jeremia 29, 11). Und auch wenn diese Erfahrungen nicht ihren Vorstellungen entspricht, wird Gott ihre Sehnsucht beantworten und mit seiner Gegenwart beschenken.

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1Korinther 6: Wisst Ihr nicht…?!

„Solche sind etliche von euch gewesen.“ 1Kor. 6,11

Nach dem Thema „Streit in der Gemeinde“ und „geduldete Unzucht in der Gemeinde“, nun das Thema „Rechtsstreit unter Christen“: Paulus räumt in diesem Brief kräftig auf in der Gemeinde Korinth. Dabei knüpft er 6 Mal an vorher kommuniziertes „Wissen“ an (V. 2; 3; 9; 15; 16; 19). Die Korinther müssten eigentlich beim Lesen dieses Briefes mit dem Kopf nicken und bestätigen: Ja, wir wissen das – aber wir haben es doch nicht getan! Persönliche Rechtssachen sollten möglichst in der Gemeinde unter Brüdern geklärt werden können, bevor die Öffentlichkeit sich darüber lustig macht.

Und Paulus grenzt die sog. Mitteldinge, die durch das Gewissen des einzelnen entschieden werden sollen, ab gegen Sünde: Unzucht ist Sünde im Unterschied zu Speiseregeln (V. 13).

Das ist nach wie vor ein aktuelles Thema: Enge wollen die Mitteldinge möglichst auf „Null“ kürzen (V. 12), während Weite die Tendenz haben, die Mitteldinge über die Grenze hinaus auf Sünde ausweiten zu wollen (V. 15-20) …

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1. Könige 9: Gott ist willig, der Mensch ist schwach

Die große Verheißung, die Gott dem Salomo bei seiner ersten Erscheinung gab (1. Könige 3) und im Laufe der zurückliegenden Jahre auch erfüllt hatte, wird bei der zweiten Erscheinung Gottes (1. Könige 9) ergänzt durch eine sehr ernste Ermahnung.

Einerseits verspricht Gott dem König Salomo, dass sein Name nicht nur auf dem Klingelschild des Tempels stehen soll, sondern dass er selbst mit seinen Augen und seinem Herzen anwesend sein wird (1. Könige 9, 3). Aber diese Nähe Gottes wird sich genau in das Gegenteil verwandeln, göttlicher Widerstand und Gott-Verlassenheit, wenn sich Salomo mit seinem Volk von Gott entfremdet (1. Könige 9, 6ff).

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Jeremia 28: Leider behält Jeremia Recht

Als ein anderer Prophet mit Namen Hananja gegen Jeremia auftritt und ihm widerspricht (Jeremia 28), indem er nicht Gericht durch den König von Babel, sondern stattdessen Israels bevorstehende Befreiung vom babylonischen Joch ankündigt, da wird diese „gute Nachricht“ von Jeremia begrüßt.

Aber leider bestätigt Gott nicht Hananja, sondern er bestätigt seinen Gerichtspropheten Jeremia. Für den positiven Denkakrobat und Stimmungsmacher Hananja bleibt dagegen nur die offensichtliche Widerlegung und Strafe, weil er mit seinen selbst erdachten Nachrichten die Menschen von der Wahrheit fern hält.

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1Korinther 5: Verschwommenes Profil

„Ich habe euch geschrieben in dem Brief, dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen.“ 1Kor. 5,9

Von den „Leuten der Chloe“ (1Kor. 1,11), die von Korinth nach Ephesus kamen und Paulus über die Zustände in der korinthischen Gemeinde berichteten, hörte er auch von dem Unzuchtsfall in der Gemeinde. Das Bild vom Sauerteig, der, als Symbol der Reinigung, vor dem Passahfest aus der jüdischen Küche ausgefegt wird (V. 7-8), wendet Paulus für die Christen in Korinth an: Sauerteig durchsäuert den Restteig. Wenn ein Fall von Unzucht in der Gemeinde geduldet wird, steckt das an, bekommen Christen und Nichtchristen den Eindruck, das wäre normal und ok (V. 11)! Paulus erinnert sie an den uns nicht erhaltenen 1. Brief, den er der Gemeinde schrieb, und in dem er anscheinend schon auf die Gefahr der akzeptierten offenen Sünde in der Gemeinde hinwies.

Und falls sogar die Heiden das ethische Verhalten der Christen kritisieren (V. 1), bekommt die christliche Gemeinde einen schädlichen Ruf (V. 6). Gottes Gebote sollen in der Gemeinde positiv abgebildet werden – nicht als eine Gemeinde der perfekten, sündlosen, über alle anderen erhabenen Heiligen, sondern als eine Gemeinde der Sünder, die Sünde benennen, bekennen und lassen. Wo Sünde nicht benannt, bekannt und unterlassen wird, verschwimmen die Grenzen der Gemeinde zur Welt und die Gemeinde verliert ihr Profil, ihre Botschaft, ihre Anziehung, ihren Auftrag.

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1. Könige 8: Unfassbar, aber erreichbar!

Im Mittelpunkt des Berichts über die Einweihung des Tempels in 1. Könige 8 steht das Gebet Salomos. Der Tempel ist zwar eine Art Bodenstation Gottes, aber seine Bedeutung wird direkt bei der Einweihung relativiert, „denn alle Himmel können Gott nicht fassen“ (1. Könige 8, 27). Aus diesem Grunde ist dieses „Gotteshaus“ – wie alle anderen Kirchen in der Welt auch – nur ein symbolischer Ausdruck für die Verbindungsmöglichkeit mit Gott, die auch weit entfernt von diesem Gebäude in Anspruch genommen werden kann (1. Könige 8, 47). Auf dieser Grundlage bittet Salomo, dass Gott von seinem wirklichen Wohnort im Himmel aus, das Gebet der Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort, sondern entsprechend ihrer Herzenshaltung zu erhören (1. Könige 8, 39-40).

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Jeremia 27: Glauben heißt: Drunter bleiben!

In Jeremia 27 benutzt Gott ein „Joch“ für eine Gegenstandslektion. Er wird sein Volk und viele andere Völker für eine bestimmte Zeit zu Untertanen von Babylon machen.

Wer sich unter dieses von Gott verordnete Joch beugt, bleibt verschont (Jeremia 27, 11-12).

Wer sich von falschen Propheten zur Auflehnung gegen dieses Joch auflehnt und zu falschen Erwartungen (Jeremia 27, 16) verführen lässt, wird vertilgt (Jeremia 27, 8).

Gottes Erwartung an sein Volk besteht darin, dass sie sich „demütigen unter die gewaltige Hand Gottes, damit er sie erhöhe zu seiner Zeit“ (1. Petrus 5, 6).

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1Korinther 4: Sich selbst verteidigen…?!

„Seid meine Nachfolger!“ 1Kor. 4,16

Wenn Paulus den sich gegenseitig bekämpfenden Gruppen und Leitern in Korinth schreibt, so weiß er, dass er selbst in ihrer Kritik steht – und er versucht sie zu gewinnen. Hintergrund war: Paulus hatte einen ersten Brief nach Korinth geschrieben, der uns nicht übermittelt ist. Auf diesen hin reist eine Gruppe Korinther (1Kor. 1,11) zu Paulus nach Ephesus, die ihm von den Spannungen berichten und viele praktische Gemeindefragen stellen. Auf diese Nachrichten hin schreibt Paulus unseren 1. Korintherbrief mit vielen Gemeindethemen, Ermahnungen zur Einheit und zu seiner eigenen Verteidigung (V. 3). Dies kommt in diesem Abschnitt besonders hervor (V. 10). Diesen zweiten Brief (1. Korintherbrief) schickt Paulus durch Timotheus (V. 17) nach Korinth und hofft auf deren Einsicht. Er ahnt aber schon, dass es damit nicht getan ist und kündigt seinen Besuch an (7 Jahre nach der Gemeindegründung) (V. 18-19).

Gute Leiter der Gemeinde können sich an Paulus und Apollos ein Vorbild nehmen: Sie sind „Diener“, „Haushalter“, „treu“ (V. 1-2).

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1. Könige 7: Der Vollstrecker

Mit der Fertigstellung des Tempels „vollendete Salomo das ganze Werk“ (1. Könige 7, 51). Er erfüllt damit die Pläne und Versprechen seins Vaters David, die für viele Jahre zu seiner Lebensaufgabe wurden und die er umgesetzt und zu Ende gebracht hat. Salomo beschäftigte sich in erster Linie nicht mit seinen eigenen Ideen und Lebenszielen. Dieser Verzicht auf eine selbst gewählte „Selbstverwirklichung“ und die Übernahme einer überlieferten Lebensbestimmung haben Salomo jedoch nicht geschadet. Denn in dieser Phase seines Lebens war er so nahe bei Gott und so nahe bei sich selbst, wie es leider nachher nie wieder der Fall war.

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Jeremia 26: Staat schützt vor Kirche

Das ist eine verkehrte Welt, die in Jeremia 26 erkennbar wird, die aber im Laufe der Geschichte keinen Seltenheitswert hatte.

Die politische Obrigkeit schützt den von Gott autorisierten Propheten Jeremia vor den Nachstellungen der „Volkskirche“, die sich durch dessen Predigten zu sehr in Frage gestellt sieht.

Die politischen Volksvertreter sind empfänglicher für eine kritische Botschaft als die hauptamtlichen religiösen Vertreter. Oft wurden religiöse Menschen von einem brutalen Staatsapparat verboten und bedrängt. Aber genauso häufig haben weltliche Regime Christen eine Zuflucht geboten, die von der offiziellen Kirche verfolgt wurden.