Das Volk Israel zählt alle Wunden auf, die Gott ihm geschlagen hat und aus denen es blutet (Klagelieder 5). Diese Auflistung ist eingerahmt von dem wiederholten Ruf zu Gott: „Denke an uns!“.
Diese Bitte, dass Gott seine Leute, die er richtet, nicht ganz vergisst, greift das Anliegen des Propheten Jeremia auf, das sich durch sein ganzes Wirken zieht. Der Auslöser des Gerichts ist auch gleichzeitig der Ausgangspunkt für die Hilfe. Der Glaube führt nicht nur alle Erfahrungen in letzter Konsequenz auf Gott zurück, sondern macht Gott auch zum Adressaten für jede Bitte um Hilfe (Klagelieder 5, 21). Aus diesem Bewusstsein heraus entsteht ein verzweifeltes und zugleich zutrauliches Gebet zu Gott, wie wir es in diesem Text finden.