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Apostelgeschichte 21, 18-40: Evangelium und Tradition

„… du siehst, wieviel tausend Juden gläubig geworden sind, und sind alle Eiferer für das Gesetz.“ Apg 21,20

Die heutige Bibellese ist durch 2 Szenen charakterisiert:

  1. Der Empfang des Paulus in Jerusalem: Nach herzlichem Empfang spricht Paulus mit dem Gemeindeleiter Jakobus und den Ältesten (V. 18). Diese freuen sich und loben Gott – aber sie sehen auch den Konflikt des Judenchristentums: Das Apostelkonzil (Kap. 15) wandte sich nur an die Heiden und befreite sie von der jüdischen Beschneidung. Juden, die Christen geworden waren, sollten aber ihrer Meinung nach das atl. Gesetz inklusive Beschneidung halten. Diese stießen sich daran, dass Paulus als Judenchrist nicht nach den jüdischen Traditionen lebte (V. 21). Das dies kein Problem für Paulus war, macht er daran deutlich, dass er das Abschlussopfer für 4 Männer bezahlt, die ein Gelübde geleistet hatten. Das macht die Spannung zwischen Judenchristentum und Heidenchristentum deutlich.
  2. Paulus Gefangennahme in Jerusalem: Juden aus Kleinasien erkennen Paulus in Jerusalem wieder. Sie veranstalten den gleichen Aufruhr, den Paulus in den Ortschaften Asiens und Griechenlands regelmäßig erlebt hatte: Paulus sei ein Gesetzesfeind, der Juden verführt. Die Römer können gerade noch einen Lynchmord an Paulus verhindern. In der Sicherheit der Burg Antonia (Sitz des röm. Stadthalters) kann Paulus von der Burgmauer herab zu der aufgebrachten Volksmenge reden.

Das Evangelium hatte nicht nur die Spannung zur heidnischen Kultur nach vorne zu bestehen, sondern auch die Spannung zum gesetzlichen Judentum nach hinten zu meistern. Diese Spannung stellt Lukas hervorragend dar. Was lernen wir aus dieser Geschichte?

Autor: Volker Heckl

Theologischer Referent und Pastor der EG, Jahrgang 1951, verheiratet mit Bertine, Vater von vier erwachsenen Kindern, liebt Geschichte und Heilsgeschichte, Geschichten und Kindergeschichten

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