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Sprüche 17: Warum in die Ferne schweifen…?

Der Autor Philipp Holstein beschrieb die Wirkung des Internets mit den Worten: „Es gibt kein Dort mehr, nur noch ein Hier.“ – Ich bin geneigt, es genau anders herum zu sehen. Die modernen Medien, die „Überwindung von Zeit und Raum“ durch eine weltweite Vernetzung, sorgen dafür, dass es für uns kein „Hier“ mehr gibt, sondern nur noch ein „Dort“. Denn ohne seinen Hintern in Bewegung setzen zu müssen, „schweifen die Augen des Toren am Ende der Erde umher“ (Sprüche 17, 24). Dank Internet sind wir mit allem Möglichen beschäftigt und erliegen der Suggestion, überall live dabei zu sein. Aber wir sind nicht mehr im „Hier“, bei uns selbst, und erfassen nicht mehr „die Weisheit, die vor Augen liegt“ (Sprüche 17, 24).

Wir sind sehr virtuos in der virtuellen Welt unterwegs. Aber selbst wenn wir uns beim Ritt durch das weltweite Netz weder auf der Festplatte noch im Herzen Viren einfangen, habe ich das unruhige Gefühl, dass wir dabei die Realität zu einem großen Teil versäumen. Denn bei aller Wertschätzung für das Internet fürchte ich das damit verbundene gigantische Ablenkungsmanöver, das mich mit viel Schrott und mit viel Gutem konfrontiert und dadurch von dem Besseren und Wesentlicheren abhält.

Der Menschenkenner Blaise Pascal schreibt, „dass das ganze Unglück der Menschen aus einem einzigen Umstand herrührt, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können“.  Und weiter: „Das einzige, was uns über unser Elend hinwegtröstet, sind die Zerstreuungen. Und doch sind sie unser größtes Elend. Denn gerade sie sind das Haupthindernis, wenn wir über uns selbst nachdenken sollen, und sie stürzen uns unmerklich ins Verderben. Ohne Zerstreuungen litten wir an Langeweile, und diese Langeweile würde uns drängen, ein zuverlässiges Mittel zu suchen, um uns davon zu befreien; die Zerstreuungen aber unterhalten uns und lassen uns unmerklich dem Tode anheimfallen.“

Autor: Andreas Klotz

Baujahr 1961, seitdem ziemlich viel in Deutschland herumgekommen, glücklich verheiratet und Familienvater, seit 2015 Generalsekretär des Bibellesebundes.

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