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Johannes 19, 1-16: In der Zange

„Woher bist du?“ Joh. 19,9

Auffällig in dem Bericht des Johannes über die Verhandlung Jesu vor Pontius Pilatus ist, dass dieser mehrmals zwischen Prätorium (dem Amtssitz des römischen Statthalters, in den Jesus geführt wurde) und dem Vorplatz (auf dem die Anklageführer stehenblieben, weil sie vor Beginn des Passa nicht in ein heidnisches Haus treten wollten) hin und her pendelt. Pilatus war Prokurator von 26 bis 36 n.Chr. und direkt dem Kaiser unterstellt. Nach Zeitzeugen war er rücksichtslos hart und willkürlich. Er wurde 36 n. Chr wegen seiner Härte gegenüber den Samaritern von Rom seines Amtes enthoben.

Im Prozess Jesu macht er eine eher hilflose Figur. 7 Mal geht Pilatus hinein und heraus aus dem Prätorium. Das ist ein äußeres Bild für seine Zerrissenheit in diesem Verhör. Eigentlich findet er keine Schuld an Jesus, die für die Römer eines Todesurteils würdig wäre. Andererseits war Pilatus mit dem Hohenpriester Kaiphas befreundet und wollte die Juden nicht enttäuschen. Er versucht ihr Mitleid zu erzeugen, um sie umzustimmen. Er fürchtet sich vor Jesus, als er hört, dass Jesus als „Sohn Gottes“ vor ihm stehe. Bis zuletzt fragt er die Juden: „Soll ich euren König kreuzigen?“ – und er weiß, dass Jesus kein Revoluzzer ist. Seine Freundschaft zu Kaiphas und seine Angst vor dem Kaiser lassen ihn gegen sein Gewissen zur Verurteilung Jesu kommen.

Autor: Volker Heckl

Theologischer Referent und Pastor der EG, Jahrgang 1951, verheiratet mit Bertine, Vater von vier erwachsenen Kindern, liebt Geschichte und Heilsgeschichte, Geschichten und Kindergeschichten

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