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3Mose 16: Gut, wenn man einen Sündenbock hat!

Neben anderen Opfertieren ist in 3Mose 16 die Rede von zwei Ziegenböcken (3Mose 16, 5-10).

Der eine Ziegenbock wird geschlachtet und als Sündopfer dargebracht (3Mose 16, 15-19). Er symbolisiert die Ursache der Versöhnung zwischen Gott und Mensch: das stellvertretende Opfer ermöglicht dem Menschen den Zugang ins Heiligtum.

Der andere Ziegenbock bleibt am Leben und bekommt alle Schuld auferlegt (3Mose 16, 21) und wird mit dieser Last in die Wüste hinaus getrieben. Diese Handlung symbolisiert das Ergebnis der Versöhnung: die ganze Schuld wird aus der Gegenwart Gottes und aus dem Leben der Menschen „entfernt“ (Psalm 103, 12).

Jesus ist unser Sündenbock, der unsere Schuld auf sich nahm (Johannes 1, 29) ans Kreuz getragen hat (1. Petrus 2, 24), womit sie in eine unerreichbare Distanz gebracht und jedem weiteren Zugriff entzogen worden ist.

Autor: Andreas Klotz

Baujahr 1961, seitdem ziemlich viel in Deutschland herumgekommen, glücklich verheiratet und Familienvater, seit 2015 Generalsekretär des Bibellesebundes.

3 Kommentare

  1. Dietrich Schneiß

    16/03/2012 @ 20:12

    Hallo Andreas,
    ich finde diese Texte aus 3 Mose irritierend. In deinen kurzen Kommentaren gehst du z.B. auf den Aspekt Hygiene ein. Da ist ja was dran. Aber es steht auch bei jedem dieser Kapitel, dass ein Opfer gebracht wird zur Wiedergutmachung: bei Hautkrankheit, bei Schimmel in der Wand, bei Monatsblutung. Versteh ich nicht. Außerdem war das doch gar nicht `rein´wenn da im Tempel, auf dem goldenen Altar und der Bundeslade überall Blut rumgespritzt wurde. Ich verstehe die Symbolik, aber nicht die praktischen Anweisungen??

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    • Andreas Klotz

      17/03/2012 @ 12:23

      Hallo Dietrich,
      ich kann Deine Verwirrung sehr gut verstehen, denn ich kann auch nicht alle Anweisungen im 3. Buch Mose in ihrer Bedeutung nachvollziehen. Meinem Verständnis nach haben diese Vorschriften vornehmlich
      1. einen zeremoniellen Charakter, d. h. sie dienen zur Versöhnung zwischen Gott und Mensch und symbolisieren diesen Vorgang.
      2. und sie verfolgen eine praktische Zielsetzung, d. h. sie dienen zum Schutz und zum Erhalt der Gesundheit, der Moral, der Ordnung… im Volk.
      Nicht selten gibt es zwischen diesen beiden Bedeutungsinhalten eine große Schnittmenge. Manchmal steht aber mehr eins von beiden im Vordergrund. Im Unterschied zu Dir entdecke ich nicht in allen Vorschriften eine tiefergehende Symbolik, womit ich jedoch nicht ausschließen will, dass es diese gibt. Ich gehe sogar davon aus, dass es immer einen zeitlosen Bedeutungsgrad gibt, entweder in symbolischer, ethischer oder praktischer Hinsicht – nur dass ich ihn noch nicht erkenne (wie z. B. bei 3Mose 19, 19).
      Wenn in allen möglichen Zusammenhängen von Opfern die Rede ist, dann wird m. E. damit deutlich gemacht, dass unser ganzes Leben (nicht nur der Aussatz am Haus, die Monatsblutung der Frau oder der Samenerguss des Mannes) unter der Versöhnung Gottes stehen muss.
      Du beschreibst zutreffend, dass die „kultische Reinheit“ vor Gott (=Sündenvergebung) auf eine eher unsaubere, nämlich sehr blutige und für uns vollkommen unästhetische Art und Weise herbeigeführt wird. Das findet im NT allerdings seine Entsprechung in den Ereignissen von Karfreitag. Der Tod von Jesus war ebenfalls keine saubere Angelegenheit, sondern ein brutaler Vorgang, der uns aber vor Gott rein macht von aller Sünde.

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      • Theo M. Herget

        19/03/2012 @ 09:18

        Moin lieber Andreas,

        finde das sehr anschaulich, logisch und folgerichtig erklärt. Auch wenn es Dir nicht gefällt, nenne ich Dich jetzt mal den Mozart der Theologie……grinsi

        Mir macht das richtig Freude hier der Austausch mit euch, ist fast wie früher unsere Bibelstunde!!! Und das bei 3 Buch Mose, was ja eigentlich „ätzend“ ist.

        Lieben Gruß und guten Wochenstart an alle!
        Theo

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