Gott hatte den Belastungstest für Hiob begrenzt. Das Leben durfte ihm nicht genommen werden (vgl. Kapitel 2, 6). Aber diese Begrenzung stellt eine zusätzliche oder die eigentliche Belastung für Hiob dar. Denn am liebsten möchte er seine Geburt rückgängig machen. Zumindest möchte er nun dieses vom Leiden durchzogene Leben hinter sich lassen. Er sehnt sich nach dem Tod.
Doch Hiob kann weder sein Schicksal ungeschehen machen noch sich in den Tod flüchten, sondern er muss weiter leben und leiden! Er fragt nicht, warum Gott das Leid in seinem Leben zugelassen hat, sondern er fragt, warum Gott ihn nicht sterben lässt? Das ist für Hiob nicht nachvollziehbar (vgl. V. 20 – 23).
Für uns als Leser ergeben sich aus der Rahmenhandlung (Hiob 1 und 2) die Veranlassung und eine gewisse Logik für das Handeln Gottes im Leben von Hiob. Aber dem Hiob standen als Betroffenen diese Informationen nicht zur Verfügung. Aus diesem Grunde sind sein Zweifeln an der Sinnhaftigkeit seines Lebens im Leiden und sein Fragen nach den Gründen dafür verständlich.
Ähnlich wie dem Hiob damals fehlt uns im Hinblick auf viele Fragen der Gesamtüberblick. Wir kennen die komplexen Rahmenbedingungen und Auswirkungen unserer Existenz zu wenig, um sagen zu können, warum Gott die Angelegenheiten in unserem Leben so und nicht anders gestaltet. Das Buch Hiob in der Bibel will uns bestätigen, dass Gottes Handeln eine ewige Sinnverankerung hat, auch wenn wir sie noch nicht erkennen können.